Michaeliskirche Sagard und die Brunnenaue
Im Kurangebot:Landschaftsentdeckungen und romantisches Naturerlebnis
Trotz preisgünstiger Quartiere, guter Bewirtung und abwechslungsreicher Unterhaltung wäre der Gesundbrunnen kaum so stark besucht worden, hätte sich nicht schon damals die Kenntnis verbreitet von den einzigartigen, faszinierenden Naturschönheiten Rügens. Ausgang des 18.Jahrhunderts strebten immer mehr Menschen in wilde, möglichst unberührte Landschaften, suchten dort nach dem erhabenen Erlebnis bei Betrachtung der Natur, ihrer Werke und elementaren Kräfte.
Pastor von Willich bezog die Landschaft Jasmunds ins Kurprogramm mit ein und hat als erster die Naturschönheiten Rügens für den Fremdenverkehr erschlossen.
Für seine Gäste ließ er einen Weg erkunden und befahrbar machen, der von Sagard Richtung Nordosten durch den dichten Wald der Stubnitz zum geheimnisvollen Herthasee und weiter zur Steilküste führte zu den Kreidefelsen der Stubbenkammer. Dort wurde eine Rasenbank aufgestellt, hinter dem Königsstuhl eine Schaukel und in einem Zelt Besuchern Kaffee angeboten. 1801 kam es zum Bau einer hölzernen "Köhlerhütte" auf dem Stubbenkammerplateau.
600 in die Steilküste geschlagene Stufen boten besonders mutigen Besuchern einen Abstieg an das Ufer der Ostsee. Auch Wanderungen zu den Aussichtspunkten in der Umgebung wie dem Tempelberg bei Bobbin und den nahen Bergen Promoisels sowie dem Dobberworth und den Opfersteinen von Quoltitz wurden empfohlen.
Wer waren die Kurgäste
Das Sagarder Kurwesen hatte ein gutes Niveau erreicht und war bewußt dem ländlichen genius loci angepasst.
Obwohl oder gerade weil es den Luxus und Glanz der feinen Gesellschaft entbehrte, hatte es manche Vorzüge gegenüber den großen Modebädern. Es herrschte in Sagard eine ungezwungene, entspannte und natürliche Athmossphäre, die strenge Standesgrenzen und Konventionen vergessen ließ.
Nur selten kam es vor, dass Vertreter der Hocharistoktatie dem ersten Kurort Rügens die Ehre gaben. Eine dieser Ausnahmen war der Fürst von Thurn und Taxis. Die meisten Gäste gehörten vielmehr dem Bürgerstand, der Beamtenschaft und dem Landadel an. Sie kamen überwiegend aus Schwedisch-Vorpommern, Mecklenburg, Preußen und Sachsen. Es gab aber auch ausländische Gäste, manchmal ganze Familien, die sich hier zur Brunnen- und Badekur aufhielten. Das waren überwiegend Schweden, aber auch einige Norweger, Engländer und Polen waren darunter. Zu den berühmtesten Gästen gehörte der Theologe F.D.Schleiermacher, der Verleger und Buchhändler G.A.Reimer und Henriette Herz, deren Salon um 1800 ein Mittelpunkt des geistigen Lebens in Berlin war.
Auch der berühmte Arzt C.W.Hufeland und der Chemiker M.H.Klaproth weilten in Sagard. Als wissenschaftliche Kapazitäten waren sie dorthin gerufen worden, um das Quellwasser zu begutachten.
Im Sommer 1796 machten zwei junge Männer im Ort Quartier, die Berühmtheit erlangen sollten: Der Dichter Heinrich von Kleist sowie der Gelehrte und Staatsmann Wilhelm von Humboldt.
Ende nach kurzer Blütezeit
Nur 11 Jahre dauerte es, dass Sagard ein aufblühender, weithin bekannter Kurort war. Auch die Absicht, das Kur- und Freizeitangebot der Anstalt durch die Errichtung eines Seebades bei Neuhof am Großen Jasmunder Bodden zu erweitern, wurde nicht mehr realisiert. Schon 1807 blieben infolge der Kriegsereignisse und Besetzung Rügens durch die Napoleonischen Truppen die Besucher aus, zumal auch Pastor v. Willich seine Tätigkeit als engagierter Kurdirektor beendete. 1818 wurde noch einmal von einem bürgerlichen Pächter ein Versuch unternommen. Aber dies mußte scheitern, weil Sagard mit dem neuen, viel attraktiveren Kurort Putbus nicht konkurieren konnte.
Heute ist nur noch wenig da, was aus der Zeit zwischen 1794 und 1806 stammt, als hier sommers Hunderte Gäste zur Heilbehandlung und Erholung weilten. Lediglich der Flurname "Brunnenaue" ist geblieben. Das Wäldchen mit dem sich hindurch schlängelnden Bach vermittelt noch eine vage Ahnung von dieser kurzen Ära, aber es braucht schon viel Phantasie, sich das alles vorstellen können.
Ausstellung:
In der Kirche (im linken Seitenschiff) befindet sich die Ausstellung zur Brunnenaue.
Das Grab des Pastors v.Willich neben der Kirche blieb erhalten und erinnert ebenfalls an diese Zeit.
Mehr Info: https://gemeinde-sagard.de/kultur/brunnenaue/ https://de.wikipedia.org/wiki/Gesundbrunnen_(Sagard) https://www.ruegenmagic.de/Sehenswertes/brunnenaue-sagard.htm http://geschichte-kompakt.de/projekt/brunnenaue-sagard https://wirsindinsel.de/2019/07/23/ruegens-erstes-kurbad-auf-den-spuren-der-sagarder-brunnen/
Video Orgelmusik und Aufnahmen aus Kirche und Brunnenaue
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Sonstige Links: Ortsgemeinde Sagard